Deutsche Erstaufführung von „Session“ von Sidi Larbi Cherkaoui und Colin Dunne begeistert in Köln
Von Günther Hennecke
Köln – Kunst kann so einfach sein. Und dabei so poetisch, absurd und mitreißend zugleich wie im Zusammenspiel zweier Tanz-Künstler. „Session“ heißt das, was der Choreograf und internationale Ausnahme-Tänzer Sidi Larbi Cherkaoui und sein Partner, der irische Stepper Colin Dunne, auf die Bühne des Kölner Schauspiels brachten. Sie verschränken Musik und Bewegung grandios miteinander. Das klingt selbstverständlich, vielleicht sogar banal. Aber was die Beiden zum Klingen bringen und in Bewegung umsetzen, ist genial. Genial einfach. Todernst wirken sie dabei, nichts regt sich in den Gesichtern, wenn etwa Dunne auf einem Teppich irisch steppend daherkommt, während ihm Cherkaoui diesen im wahrsten Wortsinne unter den Füßen wegzieht.
Tanz und Klang als poetische Einheit
Spielerisch beginnt es. Nach einem Song, einer Art Introitus,
steppt das Duo, begleitet vom irischen Komponisten Michael Gallen
und dem britisch-indischen Musiker Soumik Datta. Dabei ist deren
Anteil mehr als musikalische Begleitung. Musik und Bewegung
scheinen zu verschmelzen. Es ist der Klang, auf den die
Tänzer hören, in ihn eindringen; und es ist der Tanz, in den sich
die Musik einfühlt.
Mensch und Umwelt im Gespräch
Was das Duo, das seine „Session“ jetzt erstmals im deutschen
Sprachraum präsentierte, aber vor allem auszeichnet: Es bringt
Gegenstände zum Klingen. Bewegungen der Hände lassen Geräte
„antworten“. Nähe zu ihnen erzeugt andere, leichtere oder brummende
Töne als Distanz. Der Mensch und seine vermeintlich leblose Umwelt
kommen in eine Art Gespräch. So intensiv, dass etwa eine Antenne,
der Cherkaoui nahe kommt, auch dann noch „redet“, wenn der sich
längst verabschiedet hat.
Eleganz und Konzentration
Es sind Spiele, Etüden, Erprobungen, die die 65 Minuten so heiter
und leicht machen. Und wenn sich Dunne und Cherkaoui, auf und rund
um einen knallroten Diwan, ineinander verhaken, die Körperteile
kaum trennbar scheinen, kommt ein köstlicher Schuss Absurdität
hinzu. Dann tanzen die Beiden schließlich so rassig, so vom
irischen Tanz zu einem Duett gebunden, dass Eleganz und
Konzentration einfach nur bewundernswert sind. Auch in diesen
Szenen ist der Klang, den Gallen und Datta erzeugen, mehr als „nur“
Musik. Er scheint sich aus den Körperbewegungen der Tänzer heraus
zu entwickeln. Oder auch umgekehrt: Der Klang erst lässt die
Tanz-Performance Bewegung werden.
Das Publikum war begeistert – und dankte mit stehenden
Ovationen.
„Session“
Von Colin Dunne & Sidi Larbi Cherkaoui
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Deutsche Erstaufführung am 20.12.2019 im Schauspiel Köln
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Choreographie und Regie: Colin Dunne & Sidi Larbi Cherkaoui
Musik: Michael Gallen
Bühnenbild: Filip Peeters
Licht-Design: Mark van Denesse
Sound-Design: Michael Gallen, Jef Verbeeck
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Kurz und bündig: Ein traumhaft sicherer und poetisch glänzender, ein einfach
außergewöhnlcher Abend mit Tanz, Witz und Musik!