Kohlrabenschwarz

Hanoch Levins „Mord“ bei den israelischen Kulturwochen in Düsseldorf

 

DÜSSELDORF. „Mord“ ist genau der richtige Titel. Mit „Mord“ hat Hanoch Levin (1943 – 99) ein Stück Theater der Grausamkeit geschrieben. Es geht nicht um die Erklärung komplexer Motive von Mördern, vielmehr zeichnet der israelische Dramatiker Mörder provozierend eindimensional. Sie bringen Leute um, weil es ihnen Spaß macht. Weil sie die Übermacht haben. Weil sie sich an dem Leid ihres Opfers ergötzen und sich an Demütigungen aufgeilen. Es reicht nicht, einen jungen Mann willkürlich umzubringen, man muss ihm auch noch den Penis abschneiden und das Gemächt in den Mund stopfen – Allmachtsphantasien verwirklichen. Frau kann die Röcke heben und auf die Leiche pissen. Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz.

 

Um Schiller ein zweites Mal zu zitieren: Das eben ist der Fluch der bösen Tat, Daß sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären. Im ersten Akt entdeckt ein palästinensischer Vater, wie sein Sohn von israelischen Soldaten grausam ermordet und entsetzlich zugerichtet wurde. Die Verteidigung der Soldaten ist lahm, energischer sind Drohungen, was passiert, wenn der Vater nachforscht. Der sinnt auf Rache. Und bringt ein Paar an ihrem Hochzeittag um. Also muss weiter eskaliert werden. Logisch.

 

Die Logik (?) der Gewalt, die Lust am Morden, Herrrenmenschentum, das sind Themen Hanoch Levins – eine Mahnung, eine Warnung – Theater der Grausamkeit, das mit dem Schrecken gegen den Terrorismus angeht.

 

Dedi Baron war mit der Inszenierung völlig überfordert. Schon im ersten Akt kam das Spiel nicht übers Semiprofesionelle hinaus, Studentenbühne mit viel gutem Willen und noch mehr Mangel an Handwerk. Keinem Schauspieler gelang eine Figur – doch Theater der Grausamkeit fordert Meisterschaft. Die Aufführung zeigte gegen die Absicht des Ensembles die Mängel des Stücks, wo es sie hätte verdecken oder ausbessern sollen.

 

„Mord“ wird im Rahmen der Jüdischen Kulturtage im Rheinland 2015 gespielt, Intendant Günther Beelitz begrüßte das Publikum – darunter den Dramatiker Joshua Sobol. Er hat packendere Stücke geschrieben, es wäre besser gewesen, eines seiner Dramen aufzuführen.

 

Dieser „Mord“ hat die Bühnenreife nicht erlangt.

Ulrich Fischer

 

Aufführungen am 20., 22. und 28. März; 13., 17. und 26. April – Spieldauer: 75 Min.

 

 

Kartentelefon: 0211 36 99 11 – Internet: www.duesseldorfer-schauspielhaus.de