Zwei Theaterkoryphäen suchen ihren „King Lear“


Heyme und Sladek mit Shakespeare vereint
Von Günther Hennecke

Köln – Beide haben das Theater mächtig aufgemischt. Hansgünther Heyme das Schauspiel, Milan Sladek die Pantomime. Heyme machte bereits in den 60-er Jahren mit skandalträchtigen Schiller-Inszenierungen in Wiesbaden auf sich aufmerksam, prägte In den 70-er Jahren das Kölner Schauspiel und machte es zu einer der führenden Bühnen hierzulande. Als Leiter der Ruhrfestspiele in den 90-er Jahren wurde er auch international eine Größe.
Den im slowakischen Bratislava geborenen Milan Sladek überraschte die bittere Nachricht von den Panzern, die den Prager Frühling niederwalzten, während eines Gatspiels in Schweden. Zeitgleich mit Heyme machte er Köln zu einem Theater–Mekka: mit seinem „Theater Kefka“, dem einzigen festen Pantomimen-Theater Westeuropas. Sein „Internationales Gauklerfestival“ prägte zudem zehn Jahre lang eine Theater-Kunst, die er von allzu starren Regeln befreite.
Nun, frei von institutionellen Bindungen und mit 82 Jahren in gesetzterem Alter, tun sich diese beiden scheinbar so unterschiedlichen Künstler–Persönlichkeiten zusammen und machen Shakespeares „King Lear“ zu einem der ihren. Zwei nach wie vor unruhige Theater-Geister begeben sich mit einem sagenumwobenen Herrscher in die Unwirklichkeit einer alle Sinne verwirrenden Heidelandschaft.

links Hansgünther Heyme und rechts Milan Sladek

Der Schwabe und der Slowake wollen dabei den „Berg Lear“ gemeinsam „besteigen“. Als „tief und frech“ kennzeichnet Heyme das Projekt. „Gegenwärtig und unkonventionell“ soll es sein, zugleich bewusst den klassischen Text Wielands nutzen. Sie inszenieren gemeinsam, wobei Heyme der Textauswahl  seine Stimme leiht, und auch der eigentlich zum Schweigen verurteilte Pantomime nicht wortlos bleibt.
Sladek wird den erst in seiner Blindheit das Sehen lernenden Gloster verkörpern. „In aller Heiterkeit und Bitterkeit, Brutalität und Zartheit“, so Heyme. Zwei „Weise des Theaters“, beispielhafte Vertreter des bildkräftig-wortlosen wie des Bilder bildenden Sprechtheaters dürften, trotz oder gerade wegen aller Unterschiedlichkeiten, für ein spannendes Bühnenereignis sorgen.Eingebunden in die Erfahrung zweier Künstler, die beide sechs Jahrzehnte lang in ihrer Kunst Maßstäbe gesetzt haben.

Premiere der Uraufführung: 22.10. in der Kirche St. Michael, Köln; weitere Aufführungen: 23., 24.10.; 5., 6., 7. 11.2010.