Kritischer Blick ins koloniale Afrika

„Translocal“, ein „Festival postkolonialer Perspektiven“ am Schauspiel Köln

Von Günther Hennecke

Köln – „Translocal“, also über den Bereich des Lokalen hinaus, will das gleichnamige, ganze fünf Tage dauernde „Festival postkolonialer Perspektiven“ wirken, das vom Schauspiel Köln vom 26. bis 30. Mai ausgerichtet wird. Natürlich richtet sich dabei der Blick auf Afrika, das sich die europäischen Nationen in der „Berliner Konferenz“ von 1884/85 untereinander aufgeteilt haben.

Was dem, allein aus deutscher Sicht, folgte, war der Mord an etwa 80.000 Herero und Nama in Deutsch Südwest, dem heutigen Namibia, deren Aufstand in den Jahren Jahren 1904 und danach  gegen die deutschen Kolonisatoren in einem Blutbad endete. Nuran David Calis‘ Produktion „Herero_ Nama“ hat im Vorfeld des Mini-Festivals bereits das Thema angerissen und wird auch im diesem Rahmen ein Schwerpunkt sein.

Mit ihrer neuesten Produktion „Black. The Sorrows of Belgium“, also „Belgiens Schmerzen“, vom renommierten belgischen Theatermann Luk Perceval in Szene gesetzt, gastiert das Theater NT Gent. Es geht um die Ausbeutung des Kongos durch den belgischen König Leopold II., dessen ganz persönliches Eigentum die riesige und reiche Kolonie war. (28. und 29. 5.)

Mit einem Mix aus „Voguing“ (einem Tanzstil der Homosexuellen-Kultur im Harlem der 80-er Jahre) und zeitgenössischem Tanz mit Boxing, Rap und Drums, will „Chombotrope“ überzeugen. Darin sollen Stephanie Thierschs Choreografie in Zusammenarbeit mit der Truppe „Jitta Collective“ aus dem kenianische Nairobi „Tradition und kulturelles Diebesgut“ sichtbar werden. Um nicht weniger als um eine „Kernschmelze“ geht’s in der Performance „Solar. A Meltdown“, in der „die Motive der Kolonialisten des Westens verfolgt“ werden.

Diskussionen, Workshops und Sound–Installationen komplettieren das Programm, dessen insgesamt zwölf Programmpunkte alle in den Mülheimer Depots des Schauspiels Köln über die Bühne gehen.

www.schauspielköln.de