Von Günther Hennecke
Köln – Theater und Tanz, Performances und Musik, zudem Film, Medienkunst und Literatur prägen, wenn auch coronabedingt eingeschränkt, das biennale „africologne- Festival“ in Köln. Zum sechsten Mal bietet das mit Westafrikas bekanntesten Künstlern kooperierende Treffen, vom 28. Mai bis 6. Juni, Einblicke in das kulturelle Leben afrikanischer Staaten.
Weltweiter Kampf ums Coltan
Zum Auftakt geht’s, in dem Film „Coltan-Fieber-Connecting People“, um das weltweit umkämpfte Coltan. Ein Erz, ohne das viele moderne technischen Geräte nicht existierten. Die Produktion folgt der Spur des Erzes aus den Minen der DR Kongo, dem wichtigsten Rohstofflieferanten der Welt, in die Schmelzöfen Chinas und Malaysias – um schließlich in den Läden der ganzen Welt zu landen. Ruanda und der Niger, Malaysia und Hongkong, Kolumbien und die Insel Lesbos sind weitere Stationen auf diesem globalen Weg.
Vom Kindersoldaten zum Theatermacher
Mit von der Partie, den Spuren seines eigenen Lebens folgend, ist Yves Ndagano. Einst Kindersoldat und zur Minenarbeit gezwungen, arbeitet er heute als Regisseur und Schauspieler. Der Clou des Theaterfilms, aus Bühnen- und Filmszenen zusammengefügt, ist eine Puppe als Protagonist. Ein reizvoller Kontrast von Leben und Kunst.
Zwischen Utopie und Apokalypse
Die Tanzperformance „Dream is the Dreamer“ aus Angola, angesiedelt zwischen Utopie und Apokalypse, lässt eine Welt entstehen, in der Gruppen zu Massen verklumpen.Im „Kern“ der herrschenden Notstandsgesetze haben in „Die Natur des Gesetzes“, aus der DR Kongo das Leben auf den Kopf gestellt. Zurück bleibt ein innerer Zirkel, ein schwer bewachter „Kern“ der Herrschenden. Das „normale“ Leben bleibt davon ausgeschlossenen. Eine szenische Lesung stellt den Text von Sinzo Aanza vor.
Die Theaterperformance „Traque/Treibjagd“ thematisiert postkoloniale Dominanz und kapitalistische Ausbeutung in Form eines bewegten Neo-Westens. Die Produktion wird in Köln erarbeitet und beim Festival ihre Uraufführung erleben.
Afrikas bekanntester Rapper
Einer der bekanntesten westafrikanischen Theatermacher, Serge-Aime Coulibaly, hat mit dem in ganz Schwarzafrika berühmten burkinesischen Rapper Smockey eine große Musiktheater-Produktion erarbeitet: „Le Syndrom da la Pintade“ behandelt Stärke und Schwäche des Menschen in einer Demokratie – nach dem Sturz einer Diktatur. Hier der in Burkina Faso 2014. Senegal, Nigeria und Uganda sind mit dabei Weitere Produktionen aus dem Benin, dem Senegal, Nigeria, Uganda und Burkina Faso ergänzen das vielversprechende Programm. Medienkunst und Diskussionen begleiten die afrikanischen Tage in Köln. Alle Veranstaltungen sind übrigens als Online–Streaming erlebbar.
www.africologne-Festival.de; 28.5. bis 8.6.2021