Prinzessin Dianas Geist schwebt über der Rennbahn

Prinzessin Dianas Geist schwebt über der Rennbahn

14 Gäste-Ensembles aus sechs Ländern beim  28. „Shakespeare-Festival“ in Neuss

Von Günther Hennecke

Neuss – Das „Globe“ liegt an der Themse? Mag ja sein, aber das am Rhein steht dafür auf römischem Boden – auf der Galopprennbahn des ebenso ehrwürdigen wie ehrgeizigen alten Novesiums, des heutigen Neuss. Zwölfeckig ist der für seine 500 Gäste alles andere als  luxuriös-bequeme, sich über drei Ränge erstreckende Nachbau der Shakespeare- Bühne an der Themse, deren Original bereits nach nur 14 Jahren Existenz 1613 in einem Brand das Zeitliche segnete. Übrigens während einer Aufführung von „Heinrich VIII.“, als eine live abgefeuerte Kanone das strohgedeckte Dach entflammte.

Publikum stets auf Tuchfühlung

Im Neusser „Globe“ begann vor nun bereits 28 Jahren eine Geschichte, die seitdem die besten, besser: die originalsten Shakespeare-Aufführungen auf eine Bühne schickt, von der übrigens kein Zuschauer weiter als 15 Meter entfernt ist. Und damit fast auf Tuchfühlung.

14 Truppen aus sechs Ländern

Ab dem 7. Juni ist es wieder soweit. Einen Monat lang, bis zum 7. Juli, werden 14 Inszenierungen von ebenso vielen Truppen aus sechs verschiedenen Ländern dem elisabethanischen Theater-Genie huldigen. Jede auf ihre Weise, dabei aber stets im Bemühen, Shakespears Weltbedeutung und Vielfalt deutlich werden zu lassen. Sei‘s, wie einst im Ur-Globe, nur mit Männern in allen Rollen, einem Rapper-Duo aus Chicago, oder einem in London bereits hoch gefeierten „Future History Play“, mit dem sein Autor, Mike Bartlett, ein „hypothetisches Königsdrama“ bietet. „Charles III.“ heißt es. Welcher Charles hier sowohl gefeiert wie auch durch den britischen Humor-Kakao gezogen wird, bleibt kein Geheimnis: Der Geist von Prinzessin Diana schwebt immer wieder über der Bühne.

Die Besucher haben die Stückwahl

Altbekannte Gäste werden sich auf der Neusser Globe-Bühne die Ehre geben, bislang hierzulande unbekannte das farbige Bild ergänzen. Sie kommen aus England und den USA, aus Polen und Spanien, Österreich und Deutschland. Das US-Duo namens „Q-Brothers“ hat offenbar keine Probleme, alle 20 Rollen aus „Zwei Herren aus Verona“ lebendig werden zu lassen. Das „Globe on Tour“ aus London überlässt es gar dem Abend-Publikum, ob es nun den „Kaufmann von Venedig“, „Der widerspenstigen Zähmung“ oder „Was ihr wollt“ erleben will. Natürlich alles in Shakespeares Original-Sprache.

Eine „Zähmung“ kommt auf Polnisch

Aus Spanien finden, in Szene gesetzt von „Projecte Ingenu“ aus Barcelona, „Romeo y Julieta“ den Weg an den Rhein. Und aus Polen kommt das „Teatre Papahema“, dessen Präsentation „Zähmung der Widerspenstigen“ als „irritierend-faszinierend“ angekündigt wird. Die „Tobacco Factory“ aus Bristol präsentiert „Henry IV.“, und das in Neuss ebenfalls oft  umjubelte „Flute Theatre“ ist scheinbar ganz auf die Zufriedenheit des Publikums aus: „Was  ihr wollt“ fragt es – und zeigt es.

„Hamlet“-Film von 1921 mit Asta Nielsen

Neugierig macht zudem ein Film – der bereits 1921 mit Asta Nielsen in der Hauptrolle entstandene Stummfilm „Hamlet“, den in Neuss die Musik von Michael Riessler begleiten wird.
www.shakespeare-festival.de